Ab Dezember 2012 dürfen die Netzbetreiber Telekom, Vodafone, E-Plus und o2 nur noch 1,85 Cent pro Minute für Gespräche in ihre Netze entgegennehmen. Mit bisherigen Terminierungskosten von 3,36 bis 3,39 Cent pro Minute hat die Bundesnetzagentur somit eine deutliche Absenkung für Gespräche in deutsche Mobilfunknetze vorgenommen.
Deutsche Telekom kritisiert Absenkung
Die Absenkung sei ein schlechtes Signal für weitere Investitionen in modernen breitbandigen Mobilfunk, so die Deutsche Telekom. In der ohnehin schon angespannten Situation der Mobilfunkindustrie sei diese Entscheidung nur schwer nachzuvollziehen und entziehe den deutschen Mobilfunkunternehmen etwa 500 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Auch E-Plus äußerte sich in einer kurzen Stellungnahme zu den neuen Regulierungen und urteilte negativ über die Absenkung der Entgelte. Diese hält der Mobilfunkanbieter in der derzeitigen Hochinvestitionsphase beim Ausbau mobiler Breitbandnetze grundsätzlich für das falsche Signal. “Entscheidungen wie diese sind kontraproduktiv für die politischen Ziele einer Breitbandgesellschaft.”
Zunehmender Datenverkehr als Grund für Absenkung
Jochen Haumann, Präsident der Bundesnetzagentur, äußerte sich derweil wie folgt: “Der heute veröffentlichte Entgeltvorschlag ist das Ergebnis sehr intensiver Prüfungen während der vergangenen Wochen.” Durch die Zunahme der Smartphone Nutzung würde sich das Verhältnis zwischen Daten- und Sprachverkehr immer mehr verschieben. Die Kosten würden weniger durch den Sprachverkehr verursacht, so dass diese einen entsprechenden geringeren Anteil der Gesamtkosten tragen müssten. Dies sei der wesentliche Grund für die weitere Senkung des Minutenpreises, so Haumann.
Entgelt tritt nicht direkt verbindlich in Kraft
Das Entgelt wird nicht sofort in Kraft treten können, weil ab Mitte dieser Woche zunächst noch ein vierwöchiges nationales Konsultationsverfahren zu den Entscheidungsvorwürfen durchgeführt werden muss. Anschließen wird dann die Bundesnetzagentur den Entgeldvorschlag zusammen mit der Begründung der Europäischen Kommission und den nationalen Regulierungsbehörden den übrigen EU-Mitgliedstaaten übermitteln. Die sinkenden Terminierungskosten werden Gespräche in deutsche Handynetze in Zukunft noch günstiger werden lassen. Da diese ein nicht unerheblicher Anteil der Kosten bei Sprachflatrates sind, dürften auch diese Monatsbeiträge zukünftig weiter sinken.
Vodafone weist auf LTE-Investitionen hin
Thomas Ellerbeck, Mitglied der Geschäftsleitung von Vodafone Deutschland, erklärt anlässlich der Bekanntgabe des neuen Terminierungsentgelts: “Mit der Entscheidung der Bundesnetzagentur werden die Mobilfunkterminierungsentgelte (MTR) für die Branche ab dem 01.12.2012 fast halbiert. Das ist eine dramatische Absenkung, mit der erneut Geld aus dem Markt gezogen wird. Geld, das für den Ausbau neuer digitaler Infrastrukturen und für die Erreichung der Breitbandziele des Bundes wie der EU dringend benötigt wird. Wir sehen dies als völlig falsches Signal, insbesondere weil die deutsche Telekommunikationsindustrie derzeit Milliarden Euro in den LTE-Ausbau investiert.”