Mit der programmierbaren eSIM könnte die konventionelle SIM-Karte in Vergessenheit geraten. Für Anwender und Hersteller bietet die neue Technologie viele Möglichkeiten – gleichzeitig bleiben auch Fragen offen.
Die neue eSIM wird fest im Smartphone verbaut und kann vom Hersteller und/oder Anwender programmiert werden. Dadurch sparen sich die Handyproduzenten den SIM-Karten-Slot und können kommende Modelle noch kompakter bauen, bzw. den entstehenden Platz anderweitig nutzen. Ebenso könnte die eSIM so ihren Weg in Smartwatches oder andere, besonders kleine Gadgets finden.
Wenn die klassische SIM-Karte der eSIM weicht, würden dadurch viele Türen geöffnet. So könnten Anwender im Ausland theoretisch einfach einen nationalen Roaming-Tarif herunterladen, auf der eSIM installieren und aktivieren und schon könnte man zu attraktiven Preisen mobil im Internet surfen. Auch im Inland bietet die eSIM Vorteile. Wer mit seinem aktuellen Tarif nicht zufrieden ist, könnte sich, im Rahmen der Tarifbedingungen, einfach einen geeigneteren Tarif des Anbieters herunterladen. Auch der Anbieterwechsel könnte theoretisch schneller von statten gehen. Das System könnte auch zur Folge haben, dass sich Mobilfunkanbieter um noch flexiblere Tarifmodelle bemühen müssten.
Bis jetzt scheiterte der Siegeszug der eSIM an einem fehlenden Standard. Um das System umzusetzen, müssten sich Netzbetreiber und Hersteller auf einen einheitlichen Standard einigen, der flächendeckend unterstützt wird. Anfang März 2015 hatte die GSMA (weltweite Vereinigung der GSM-Mobilfunkanbieter) eine Initiative zu einer solchen Standard-Findung gestartet. Laut einem Bericht des Technik-Portals heise.de steht die Standardisierung nun kurz vor dem Abschluss.
Trotz der vielen Vorteile der eSIM, bleiben Verbraucherschützer skeptisch. Denn durch eine fehlende SIM-Karte, die ausgetauscht werden kann, sind auch Limitierungen möglich. So könnten Hersteller, die mit bestimmten Netzbetreibern kooperieren, theoretisch festlegen, dass nur noch bestimmte Netze auf dem jeweiligen Smartphone genutzt werden können. Hier stünden dann nicht mehr alle Tarife zur Installation bereit, sondern nur noch eine festgelegte Auswahl. Wie sieht es z.B. mit der bisherigen Dual-SIM-Funktion aus? Mit der Technik können Anwender zwei SIM-Karten gleichzeitig in einem Smartphone einsetzen. Dadurch werden unterschiedliche Netze und Tarife auf einem Gerät betrieben – praktisch für regelmäßige Auslandsaufenthalte. Wie würde dieses Feature mit der eSIM umgesetzt werden? Könnten Mobilfunkanbieter diese Funktion bei unterstützenden Smartphones blockieren?
Bis die eSIM einen einheitlichen Standard erhält, sind noch einige Fragen zu klären. Trotzdem liefert das System einen Fortschritt im Bereich der Tarifflexibilität und bietet Anwendern die Möglichkeit, im Ausland einfacher nationale Angebote zu nutzen.